|
Mansfelder
Bergbau & Hüttenwesen |
|
Die Flutung des Bergbaureviers
Mansfelder Mulde -
eine Sicherheitsmaßnahme zur Minimierung von
Umweltschäden
von Martin
Spilker
2011
Der Kupferbergbau im
Mansfelder Land hat in seiner 800-jährigen
Geschichte nicht nur intensiven Einfluss auf das
Geschick, die Lebensumstände der hier lebenden
und an ihn durch Arbeit gebundenen Menschen
genommen, sondern er hat auch die Landschaft, die
Umwelt teilweise sehr nachhaltig verändert. Dies
trifft sowohl für den Bergbaubezirk der
Mansfelder Mulde, als auch für das Revier
Sangerhausen zu. In diesen Ausführungen soll die
Berichterstattung nur zur Mansfelder Mulde
erfolgen. |
Abb. 1:
Haldenlandschaft im Mansfelder Bergbaurevier
(vorn: Eduard-, links: Thälmann-, rechts:
Fortschrittschacht (I))
Besucht man das
Bergbaurevier Mansfelder Mulde, so fallen schon
aus der Ferne die das Land überragenden
Bergbauhalden auf (Abb. 1). In ihnen ist das
taube Gestein, das bei der Gewinnung von rd. 81
Mill t Erz anfiel in Klein-, Flach- und
Spitzkegelhalden in einer Menge von ca.106 Mill t
aufgehäuft. Besonders auffällig sind dabei die
Spitzkegelhalden, in denen allein 43 % der
Bergemenge konzentriert sind.
Nicht enthalten sind in dieser Angabe die
Schlacken- und Rückständehalden der
Hüttenbetriebe und die Mengen der Bergbauhalden
(Flachhalden), die bereits durch Rückgewinnung
einer weiteren Verwendung zugeführt wurden
(geschätzt 10 bis 15 Mill. t).
Die Halden des Bergbaus enthalten vorwiegend
Zechsteinkalk, in geringen Mengen auch Gesteine
des Hangenden (Anhydrit, Steinsalz) oder des
Liegenden des Kupferschiefers (Sandstein,
Konglomerat) und natürlich auch, meist in
gesonderter Aufschüttung, gering vererzten,
früher nicht verhüttbaren Kupferschiefer. Diese
Partien sind in jüngster Zeit wegen der
Entwicklung auf dem Buntmetallmarkt wieder ins
Blickfeld von Interessenten geraten.
Die Halden des Kupferschieferbergbaus stellen
weder wegen ihrer Lage, noch ihrer Konfiguration
oder ihrer Zusammensetzung und trotz eines nicht
zu leugnenden geringen Schadstoffaustrags
(Metalle, Chlorid) kaum eine Gefährdung für die
Umwelt dar. Vielmehr prägen sie das Mansfelder
Land.
Nicht ganz so auffällig wie die Halden des
Bergbaus, aber doch wesentlich tiefgreifender und
intensiver sind andere Veränderungen im
Mansfelder Land, die auf das Wirken des Bergbaus
zurückzuführen sind. Allerdings muss man dazu
auch erwähnen, dass diese Wirkungen insgesamt
natürlich motiviert sind, durch den Einfluss des
Bergbaus aber eine schwerpunktmäßig an
tektonische Schwächezonen und
Steinsalzverbreitungsgrenzen orientierte
Verstärkung erfahren haben. Gemeint sind hier
die großflächig angelegten Senkungen der
Tagesoberfläche. (Abb. 2 und Abb. 3) |
Abb. 2
Subrosionssenkungen in der Mansfelder Mulde
(Bild anklicken um es zu
vergrößern)
Abb. 3: Geologisches
Zechsteinprofil
Will man diese Problematik
richtig verstehen, so muss man sich vor Augen
halten, dass der Kupferschieferabbau im
Zechsteinausstrich am Harzrand begann und sich an
der Basis des aus weitestgehend wasserlöslichen
Gesteinen bestehenden Zechsteins in die Tiefe
entwickelte. (Abb. 4) |
Abb. 4:
Übersichtskarte Mansfelder Mulde
(Bild anklicken um es zu vergrößern)
Dabei waren bei seiner
Beendigung im Dezember 1969
- |
eine
zusammenhängend abgebaute Flözfläche
von rund 150 km², davon 102 km²
unterhalb des Schlüsselstollens, |
- |
zwischen dem
Schlüsselstollen bei +72 m NN und der
14. Tiefbau-Sohle bei -788 NN ein
bergmännisch geschaffener Hohlraum von
rund 44 Mill. m³ vorhanden. |
|
Außerdem ist zu bemerken,
dass nach den ersten großen Wassereinbrüchen
Ende des 19. Jahrhunderts jährlich anfangs bis
90 m³/min, später über Jahrzehnte zwischen 30
und 40 m³/min Salzwasser in die Saale abgeführt
wurden.
Das war die erste Bewährungsprobe für den 1876
fertiggestellten Schlüsselstollen. Die mit
diesen Wässern abgeführte Salzlast lag
zunächst bei max. 5, dann bei 2 - 3 Mill t/a
(Abb. 5 und Abb. 6).
Das ergibt gegen das Ende der Bergbautätigkeit
in der Mansfelder Mulde eine Relation in der
Größenordnung von etwa 2000 m³ Salzwasser oder
ca. 300 t Salz pro Tonne Kupfer, die bewältigt
werden mußten, um den Bergbau überhaupt
durchführen zu können.
Nicht einbezogen in diese Kalkulation wurden die
oberhalb des Schlüsselstollens anfallenden
Süßwässer (Abb. 7), die vor allem über
Froschmühlen- und Zabenstedter Stollen gefasst
und seit Anfang des 20. Jahrhunderts in
zunehmendem Maße über Pumpstationen der Trink-
und Brauchwasserversorgung zugeführt wurden. |
Abb. 5:
Abfluss Schlüsselstollen
Abb. 6:
Salzaustrag der Mansfelder Mulde seit 1880
(Bild anklicken um es zu vergrößern)
Die so geförderten Mengen
lagen bis um 1970, dem Beginn der Zuführung von
Fernwasser aus dem Harz, bei etwa 11,5 m³/min
bzw. 6 Mill. m³/a.
Für die Beeinflussung der Tagesoberfläche durch
Bergbausenkungen war aber nicht so sehr die reine
bergmännische Tätigkeit ausschlaggebend, denn
sie bewirkte lediglich eine großflächige,
gleichmäßige und mehr oder weniger bruchlose
Gesamtabsenkung der Tagesoberfläche in der
Größenordnung von etwa 30 bis 40 cm. Von
wesentlich größerer Bedeutung war in dieser
Hinsicht die Beeinflussung der im Gebirge
vorhandenen natürlichen Zirkulationswege durch
die Abbautätigkeit. Sie wirkte durch ihre
Kluftbildung im Hangenden des Kupferschiefers und
den dadurch entstehenden direkten Zusammenhang
zwischen Zirkulationshorizont und Grubengebäude
in unterschiedlichem Maße, teilweise aber extrem
zirkulationsbeschleunigend.
SUDERLAU spricht 1975 von einer etwa 500-fachen
Zunahme der Lösungsgeschwindigkeit in der
Mansfelder Mulde gegenüber dem natürlichen
Tempo. |
Abb. 7:
Gesamtabfluss Mansfelder Mulde ab 1970
Vor allem dieser Fakt hatte
im Zusammenwirken mit der hohen Löslichkeit von
Teilen des Gebirges und der dadurch über die
Wasserhaltung abgeführte Salzlast Bedeutung für
den Substanzschwund im Gebirge und die an der
Tagesoberfläche zunehmend auftretenden
großflächigen Senkungen. Sie konzentrierten
sich auf die Bereiche, in denen schon die
natürlichen Zirkulationswege lagen.
Zwangsläufig waren dies, wie schon erwähnt, die
durch tektonische Bewegungen besonders klüftigen
Bereiche und die Verbreitungsgrenzen der
Steinsalzhorizonte.
An diese Areale waren auch unter Tage die hohen
Wasserzuflüsse und die Wassereinbrüche in den
Bergbau gebunden (Abb. 8).
Dies machte sich besonders gravierend schon gegen
Ende des 19. Jahrhunderts bemerkbar, als im
Grubenfeld unter der Stadt Eisleben in den
Otto-Schächten (1884) und dem Clotilde-Schacht
(1889, 1892 und 1896) Wassereinbrüche erfolgten,
die im September 1892 von starken
Erderschütterungen begleitet waren. Dieses
seismische Ereignis leitete außerdem erhebliche
Senkungen der Erdoberfläche ein, von denen im
Stadtgebiet vor allem die Zeißing- und die
Rammtorstraße betroffen waren (Abb.9). Hier
wurden 1894 (Zeißingstr.)
Senkungsgeschwindigkeiten von etwa 1 m/Jahr und
1898 (Rammtorstraße) von 1,5 m/Jahr ermittelt.
Insgesamt traten hier in den folgenden 10 Jahren
Gesamtsenkungen von jeweils fast 4 m auf. |
Abb. 8: Lage
der Wassereinbrüche in der Mansfelder Mulde
(Bild anklicken um es zu vergrößern)
Abb. 9:
Senkungen in Eisleben
(Bild anklicken um es zu vergrößern)
Diese Vorgänge verliefen
parallel mit erheblichen Rissbildungen am
Nordufer des Süßen Sees und den durch teilweise
Umkehr der Fließrichtung der Karstwässer
bedingten Wasserverlusten im Salzigen See (875
ha, 69 Mill. m³), die letztlich zur Entscheidung
führten, den See (Abb. 10) trocken zu legen.
Der Zusammenhang zwischen Salzigem See und dem
Bergbau wurde durch die Wasserverluste im Binder
See in den Jahren 1962 und 1968 nochmals
nachdrücklich bestätigt (Abb. 11). |
Abb. 10: Karte
des Salzigen Sees im 19. Jhd.
(Bild anklicken um es zu vergrößern)
Abb. 11: Der
Wasserabgang aus dem Binder See 1962
Nach den Senkungsperioden zu
Anfang des 20 Jahrhunderts verringerten sich die
Senkungsbeträge vor allem in der Stadt Eisleben
auf wenige dm bzw. cm pro Jahr. Dies wurde neben
der Verlagerung der Schwerpunkte der
Wasserzuflüsse weiter nach Norden in den Bereich
des Zirkelschachtes vor allem mit der Annahme
begründet, das Steinsalz sei inzwischen
vollständig zerstört worden.
In der Folgezeit lagen die Senkungsschwerpunkte
vorwiegend außerhalb von Eisleben an der B 180,
in Volkstedt, am Brosowski-Schacht, zumindest
aber am Rande der Stadt, z.B. im Ortsteil Helfta,
in dem dem sich seit Ende der 1950er Jahre
zunehmend Senkungen zeigten.
Als mit der Einstellung des Abbaus in der
Mansfelder Mulde die Frage der Verwahrung dieses
ausgedehnten Bergbaureviers akut wurde, standen
neben der Sicherung der Schachtröhren vor allem
die Folgen der Einstellung der Wasserhaltung im
Mittelpunkt der Diskussion. |
Zunächst mußten die 66 im
Flutungsbereich stehenden Schächte gesichert
werden. Sie waren generell
- |
nachweislich
vollständig zu verfüllen, |
- |
die Verfüllung
musste "ins Trockene" erfolgen, |
- |
Füllortsicherungen
sollten das Abwandern der Verfüllsäule
ins Grubenfeld verhindern, |
- |
Tonsperren sollten
in Schächten mit Salzaufschluß die
vertikale Wasserzir kulation unterbinden. |
|
Diese Forderungen der
Bergbehörde bereiteten zwar auch eine Reihe vor
allem technischer Probleme, besonders an den
tiefen Schächten, bei denen Salz in der
Schachtröhre vorhanden war und die ja als erste
verwahrt werden mußten.
Diese Schwierigkeiten waren aber nicht zu
vergleichen mit den materiellen und ideellen
Anstrengungen, die der Vorbereitung der
Einstellung der Wasserhaltung und der ihr
zwangsläufig folgenden Flutung der Mansfelder
Mulde dienten.
Es war von vornherein klar, daß nur durch eine
Flutung der Grubenräume eine Verminderung der
Zirkulationsgeschwindigkeit der Wässer und damit
eine Verminderung der ausgedehnten Senkungen der
Tagesoberfläche und der in ihrem Gefolge in
zahlreichen Ortschaften und an der Infrastruktur
eingetretenen Schäden bewirken konnte. Diese
Arbeiten gingen nahtlos aus der Phase zur
Klärung der Ursachen der schweren
Wassereinbrüche im Otto-Brosowski-Schacht 1952
und 1958 in die Vorbereitung der Verwahrung der
Mansfelder Mulde über, denn bereits 1965 fanden
erste Beratungen einer Expertengruppe dazu statt.
Untersucht wurden von einem breiten Kreis von
Fachleuten und unter Leitung des damaligen Rates
des Bezirkes Halle, welche negativen Folgen diese
als wesentlichste Schutzmaßnahme gegen die
Fortsetzung der Senkungstätigkeit konzipierte
Flutung des Grubenfeldes haben könnte.
Diese Untersuchungen zogen sich zunächst bis
1969 hin, denn erst dann beschloss der Rat des
Bezirkes Halle, einer 1. Etappe der Flutung bis
zur 3. Sohle (-110 m NN) zuzustimmen, weil bis in
dieses Niveau keinerlei Auswirkung auf Dritte zu
befürchten und in der 3. Sohle
(Schneider-Schächte) eine Wasserhaltung mit für
eine Unterbrechung der Flutung ausreichender
Kapazität vorhanden war (Abb. 12).
Mit Abschluss dieser Etappe und unter
Berücksichtigung der inzwischen erzielten
Untersuchungsergebnisse legte der Rat des
Bezirkes auf Vorschlag der o.g. Expertengruppe
Ende 1973 fest, die Flutung mit Erreichen der 3.
Sohle ohne Unterbrechung bis zum Endniveau
Schlüsselstollen fortzusetzen. Dieses Ziel
sollte nach unterschiedlichen Prognosen zwischen
1976 und 1988 abgeschlossen sein. (Abb. 13)
Seit dem 1. Juli 1970 wurden durch Öffnen der
Ritzstrecke 7. Sohle am Fortschritt-Schacht I
etwa 38 m³/min (ca. 55 Tm³/d) Salzwasser ins
Muldentiefste geleitet. Mit diesen Mengen wurde
1971 |
die 5. Sohle (-235 m
NN), |
1974 |
die 3. Sohle (-110 m
NN) überstaut und |
1981 |
der
Schlüsselstollen (+72 m NN) erreicht. |
|
Abb. 12:
Schema der Wasserhaltung Mansfelder Mulde
(Bild anklicken um es zu vergrößern)
Abb. 13:
Prognosen und Verlauf der Flutung
Damit hatte sich der Anstau
der Wässer im Grubengebäude grob innerhalb der
errechneten Toleranzen vollzogen. Im Bereich des
Salzigen Sees war das hydraulische Niveau im
Zechstein bereits wieder über Flur gespannt
(Abb. 14). |
Abb. 14:
Vergleich der Wasserstände unter Tage und im Bereich des
Salzigen Sees
Der Anstau hatte auch in
seinen Auswirkungen auf das Territorium in den
meisten der untersuchten Komplexe
(Braunkohlenbergbau, Kalibergbau,
Wasserversorgung) wie erwartet keinerlei Schäden
angerichtet. Auch bezüglich der
Senkungstätigkeit waren zunächst die
Erwartungen eingetreten, d. h. es war beim
Wasseranstieg im Grubengebäude beim Überstau
der Steinsalzhorizonte zu kurzzeitigen
Senkungsbeschleunigungen mit sich anschließender
rascher Abnahme der Senkungsbeträge bzw. sogar
zu Hebungen gekommen.
Es gab aber einen Bereich mit deutlich anderer
Entwicklung, die Stadt Eisleben.
Hier traten ab 1975 zunächst allmählich, dann
aber deutlich zunehmend, im Stadtgebiet Senkungen
auf, die im Bereich der Vorderen und Hinteren
Siebenhitze (Abb. 15/16)
Senkungsgeschwindigkeiten um 1 m/Jahr erreichten.
Insgesamt sind hier in den folgenden 10 Jahren
Gesamtsenkungen von etwa 2,8 m gemessen worden.
Das Senkungsgebiet ist mit Werten unter 5 cm/Jahr
auch jetzt noch aktiv.
Diese Beanspruchung der Tagesoberfläche hatte
einen erheblichen Verlust an Bausubstanz (ca. 700
WE) zur Folge. Dadurch kam es in Eisleben
zwischen Altstadt und Friedhof (Helbraer Str.)
nach 1976 zum Bau von Ersatzwohnungen. Einen
vergleichbaren Anlass hatte nach 1968 die
Bebauung des Sonnenweges in Eisleben als Ersatz
für ca 300 in Helfta aufgegebene Wohnungen. |
Abb. 15:
Senkungsschäden in der Siebenhitze
Abb. 16: Heute
steht hier das Denkmal für die Berg- und Hüttenleute
des Mansfelder Landes
Noch im Jahr 1976 trat, mit
einem kräftigen Gebirgsschlag gekoppelt, ein
weiteres spektakuläres Senkungsereignis auf. Es
ereignete sich am westlichen Stadtrand im
Industriegelände der damaligen
Karl-Liebknecht-Hütte und erreichte bei einem
Durchmesser von etwa 150 m schlagartig eine Tiefe
von etwa 8 m. (Abb. 18) Das Neue war hier das
großflächige und schlagartige Auftreten der
Senkungen. |
Abb. 17:
Lage der Senkungsschwerpunkte in Eisleben
(Bild anklicken um es zu vergrößern)
|
Abb.
18: Schäden Karl-Liebknecht-Hütte 1976 |
Abb. 19: Schadensfall
Karl-Liebknecht-Hütte 1976
Bereits 1975 war in diesem
Areal im ehemaligen Baubetrieb ein ähnliches,
aber wesentlich kleiner dimensioniertes Ereignis
eingetreten. Damals wurden die Ursachen in
oberflächennahen Baugrundschwächen gesehen. Wie
die Folgezeit nach 1976 lehrte, traten diese
plötzlichen und großflächigen Senkungen mit
Absenkungsbeträgen von mehreren dm noch mehrfach
auf und führten südlich des Kraftwerkes zu
weiteren Zerstörungen von Gebäuden.
Diese Ereignisse im Stadtgebiet von Eisleben und
an seinem westlichen Rand sind, wie dann relativ
rasch erkannt wurde, auf wider Erwarten im
Untergrund (Bereich 3. Sohle) noch vorhandene
Steinsalzreste und deren Zerstörung bei
Überflutung durch den Anstau zurückzuführen.
Der Erhalt dieser Steinsalzrelikte wurde, wie die
1976/77 im Bereich des dort angesiedelten
Kraftwerkes durchgeführte Erkundung mittels
Bohrungen zeigte, offensichtlich durch die
tektonische Situation im Einflussbereich des
Martinsschächter Flözgrabens begünstigt.
Nördlich davon traten bis in die Jahre nach 1990
am sog. Stiftsteich (Abb. 22), einem im
Zusammenhang mit den Wassereinbrüchen Ende des
19. Jahrhunderts entstandenen Erdfall, Perioden
mit relative heftigen Senkungen auf, die auch
heute noch nicht völlig abgeklungen sind.
Ähnliches spielte sich an der B 180 südlich von
Eisleben bis in die letzten Jahre hinein ab. |
Abb. 20: Der
Stiftsteich 1997
Abb. 21: Der Erdfall
an der B 180 bei Neckendorf
Heute ist in allen Bereichen
des Bergbauobjektes Mansfelder Mulde nach der
Verwahrung der Schächte und der Flutung der
Grubenräume geotechnisch und hydrogeologisch
nahezu der Endzustand eingetreten, sodaß man vom
Erreichen eines etwa natürlichen Ausmaßes der
Senkungs- und Abflussverhältnisse sprechen kann.
Damit ist das Hauptziel, nämlich die Senkungen
der Tagesoberfläche infolge Salzauflösung im
Untergrund zu minimieren, erreicht.
Eine Beeinflussung der Erdfallhäufigkeit tritt
damit kaum ein. Hier wirken die natürlichen
Vorgänge nach wie vor. Sie sind aber gegenüber
der ursprünglichen Geschwindigkeit infolge der
laufenden Entwässerung (Trockenhaltung) mittels
der vom Bergbau hergestellten Stollen doch etwas
gebremst.
Einen weiteren Aspekt der Einflussnahme des
Bergbaus auf die Tagesoberfläche bzw. die Umwelt
sollte man nicht vergessen zu erwähnen: das ist
der Austrag von Salzen (Abb. 22) oder Metallen
über den Wasserpfad aus den
Entwässerungsstollen des Kupferschieferbergbaus.
Hier sind weniger die Süßwasser führenden
Stollen als vielmehr die salzwasserbelasteten
Stollen zu nennen. Sie führen neben Cu, Cr, Pb,
Hg, Ni, As und Cd vor allem Zn ab. (Abb. 23)
Trotzdem bedarf es sicherlich noch weiterer
Jahre, ehe man sich der Stabilität der Lage
sicher sein kann, denn diese Vorgänge laufen
ausgesprochen langfristig ab und können immer
mal wieder spontan unterbrochen werden..
Außerdem ist es notwendig darauf hinzuweisen,
daß der gegenwärtige hydrologischen Zustand
(stabiles Abflussniveau Schlüssel-Stollen)
unbedingt zu erhalten ist. Deshalb muss der
Gesamtbereich nach wie vor unter fachlicher
Kontrolle bezüglich der Erdbewegungen und der
hydrogeologischen Daten verbleiben. Die
Kontrolltätigkeit wird sich nach den
Festlegungen der Aufsichtsorgane sicherlich
allmählich verringern können, es ist aber auch
unbestritten, dass Teilobjekte ständig weiter
unter Kontrolle bleiben müssen. |
Abb. 22:
Salzlast der Mansfelder Stollen 1999 - 2006
Abb. 23:
Metallinhalt der Stollenwässer 2006
<<< Zurück
>>>
© Verein Mansfelder Berg- und
Hüttenleute e.V.
|