Mansfelder Bergbau & Hüttenwesen

170 Jahre Martins-Schächte in Kreisfeld
von Dr. Gerhard Knitzschke & Martin Spilker
2008

Die Teufarbeiten für den „Schacht in der Diebeskammer“ begannen am 30. Oktober 1837. Dieser Schacht erhielt später den Namen Martins-Schacht. Da es im 19. Jahrhundert üblich war, Schächte nach verdienstvollen Persönlichkeiten zu benennen, erhielt er den Namen des Oberbergrats und Direktors des Oberbergamts Halle Hans Otto Phillip Martins (1771 – 1861).
Im Mai 1839 mussten die Teufarbeiten aufgrund ausströmender brennbarer Gase und etwas später wegen starker Wasserzuflüsse unterbrochen werden. Mittels eines Bohrlochs auf die vom W-Schacht herangeführte 3. Gezeugstrecke konnte man aber weiterteufen und den Schacht 1840 auf die Endteufe von 123 m bringen.

Das sich ausdehnende Grubenfeld und die dadurch steigende Erzförderung erforderten das Teufen eines weiteren Schachtes. Deshalb wurde 1872/73 der Martins-Schacht 2 mit 120 m Teufe nieder- gebracht (Abb.).
Die Förderung des Erzes nach über Tage mit einem Handhaspel löste man bereits ab 1842 durch die Inbetriebnahme einer Göpelförderung ab. Sie bestand aus 2 Pferdegöpeln, dem sog. Doppelgöpel, mit 4 Fördertonnen. Der Pferdedoppelgöpel war 24 Jahre lang für die Förderung des Erzes nach über Tage in Betrieb und wurde erst 1866 als letzter Pferdegöpel im Mansfelder Bergbau außer Betrieb genommen. Danach erfolgten die Schachtförderung und z. T. auch die untertägige Förderung in geneigten Strecken durch 2 Dampfmaschinen zu je 25 PS.
Der Einsatz der Dampfmaschinen erbrachte gegenüber dem Pferdegöpel eine Leistungssteigerung auf das 2,7-fache.
Die Belegschaftsstärken auf den Martins-Schächten, wo die Erzförderung von 1840 bis 1909 erfolgte, und dem Sander-Schacht (Erzförderung von 1861 – 1894) entwickelten sich von 168 Mann (1844) über 900 Mann (1868) auf 2000 Mann (1883). Insgesamt wurden dabei über 2 Millionen Tonnen Erz mit einem Kupferinhalt von 90.000 Tonnen gewonnen.
Wie überall im Mansfelder Land musste auch von den Martins-Schächten das geförderte Erz mit Pferdefuhrwerken (Höhlwagen) zu den Hütten transportiert werden. Das war zeit- und zunehmend kostenaufwendig.
Deshalb entschloss sich die Mansfeldische Kupferschieferbauende Gewerkschaft 1871 zum Bau einer Drahtseilbahn zur Verbindung der Martins-Schächte mit der Krughütte in Eisleben. Mit ihr wurden pro Jahr 80.000 bis 100.000 Tonnen Erz transportiert.
Die heute noch vorhandenen Halden der Martins-Schächte waren während der Produktionszeit durch Brücken, über die das taube Gestein zum „Haldensturz“ gelangte, miteinander verbunden.
Insgesamt lagen auf den 3 Halden der Martins-Schächte auf einer Fläche von 10,6 ha ca. 1,09 Mill. m³ bzw. 2,07 Mill. t Haldenmaterial. Die Halde unmittelbar westlich der Eislebener Straße wird zurzeit abgebaut und zu Schotter verarbeitet. Die ehemalige Ausschlägehalde (Ausschläge sind vor allem die wenig Kupfer enthaltenden oberen Flözlagen Schieferkopf und Schwarze Berge) wurde im 1. Weltkrieg „umgekläubt“, d. h. auf besser vererzte Teile untersucht. Das dabei gewonnene „kupferreiche“ Material wurde der Hütte zugeführt. Auf den beim Umkläuben entstandenen Freiflächen entstand später der Sportplatz Kreisfeld.
Nach Abbruch der bergbautypischen Anlagen rüstete man Teile der Bebauung zu Wohnzwecken um und nutzte sie so bis ins 21. Jahrhundert als Wohnraum.
Die Verfüllung des Schachtes 1 erfolgt 1922/23, die Sicherung des Schachtkopfes erfolgte 1976 zusätzlich durch eine Betonplatte.
Der Schacht 2 diente noch bis 1965 als Wetterschacht und Fluchtweg für das angrenzende Grubenfeld. Er wurde erst 1999/2000 mit klassierter Hüttenschlacke verwahrt. In der Schachtröhre wurde dabei zwischen 68 und 75 m Teufe eine Betonplombe gesetzt. Das ehemalige Betriebsgelände dieser Schächte befindet sich heute in privater Hand.
Heute erinnern auf dem Gelände der Martins-Schächte das instandgesetzte alte Verwaltungs- und Werkstattgebäude, die Betonplatte auf dem Martins-Schacht 1, eine Erinnerungstafel auf dem Martins-Schacht 2, die auf der westlichen Seite der Eislebener Straße liegenden Halden und direkt an der Straße ein Denkmal in Gestalt eines Förderwagens an die bergbauliche Vergangenheit von Kreisfeld.

  

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